DIE KONFERENZ DER MENSCHEN

18.09.-5.11.2023 | #CoCREATING

Maja Göpel

Maja Göpel

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    Maja Göpel

    Transformationsforscherin

    Ein bisschen weniger schnell Richtung rot fahren reicht nicht mehr. Die nächsten 10 Jahre müssen wir die CO2 Emissionen halbieren. Diese Nachhaltigkeitstransformation braucht Innovationskraft und immer wieder den Impuls „das schaffen wir doch“. Dazu gehört ein positives Leitbild. Wie sieht die Landnutzung der Zukunft aus? Wir müssen aber auch prüfen ob wir unsere Ziele erreichen. Hier fehlt bislang ein Managementprozess, sagt Prof. Dr. Maja Göpel in ihrer Keynote. Sie ist Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung „Globale Umweltfragen“. Wenn wir weiter verlässlich wirtschaften wollen und auch Landwirtschaft betreiben, dann müssen wir unser Ökosystem stabilisieren. Dafür braucht es neue Anreize. Aber auch die Frage: Wovon möchten wir uns als Zivilisation verabschieden? Wir sollten auch von Pionieren lernen, von Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit und herausfinden, was sie brauchen, um aus der Nische heraus zu kommen.

    Prof. Dr. Maja Göpel

    Meine berufliche Laufbahn ist davon geprägt, Theorie und Praxis zu verbinden. Parallel zum Diplom als Medienwirtin und der Promotion in Politischer Ökonomie habe ich mit NGOs zu den Themen Welthandel, Klimawandel und Nachhaltige Entwicklung gearbeitet. Dabei ging es immer darum, Umweltthemen mit denen sozialer Gerechtigkeit und Teilhabe an gesellschaftlicher Entwicklung zu verbinden. Ich habe viele zivilgesellschaftliche Bewegungen aus aller Welt sowie die Korridore der Macht in internationalen Institutionen kennengelernt.

    Mir ist klar geworden, wie wichtig legitimierende Geschichten für gesellschaftliche Gestaltung sind und warum wissenschaftliche Konzepte immer mit dem Kontext betrachtet werden sollten, in dem sie entstanden sind. Was an einem Ort oder zu einer Zeit gut und sinnvoll erschien kann an anderen Orten und zu veränderten Rahmenbedingungen wenig sinnvoll sein.

    Ich wünsche mir also mehr Transparenz über die Wertentscheidungen und Grundannahmen hinter wissenschaftlichen Modellen, insbesondere bei ökonomischen Kosten-Nutzen-Kalkulationen. Damit dürfte das Vertrauen in die Evidenz hinter politischen Entscheidungen steigen und Diskussionen würden vom Geld auf die Ethik zurückgeführt.

    Diese humanistische Vision lernender Gesellschaften war immer Motivation für meine akademische Laufbahn. Sie hat mich auch immer wieder in die politische Beratung oder Interessenvertretung geführt. 6 Jahre lang habe ich federführend am Aufbau des World Future Council in Hamburg und Brüssel mitgewirkt und bin dort jetzt selbst Councillerin. Es ist ein Netzwerk beeindruckender Persönlichkeiten aus allen Teilen der Erde, das sich für die Rechte zukünftiger Generationen stark macht und dafür wegweisende Politikvorschläge identifiziert und verbreitet. Neben Kampagnen auf Ebene der EU und der Vereinten Nationen ist zum Beispiel ein Future Policy Award entstanden, der jedes Jahr erfolgreiche Gesetze zum Schutz unserer gemeinsamen Zukunft prämiert.

    Mit der Mutterrolle war diese global vernetzte Arbeit nicht sehr gut vereinbar, so dass ich diese Erfahrungen als Leiterin des Berlin Büro des Wuppertal Instituts in die Transformationsforschung eingebracht habe. Gerade systemische Veränderungsansätze und Innovationskonzepte boten hier sehr gute theoretische Flankierungen, wie das Buch The Great Mindshift (2016) zusammenfasst. Unter dem Begriff der Transformative Literacy sind didaktische Ansätze entstanden und auch im Rahmen meiner Honorarprofessur an der Leuphana Universität stehen Transdisziplinarität und Ethik sowie Bildung für das 21. Jahrhundert im Fokus der Zusammenarbeit.

    Drei Jahre war ich als Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft tätig und seit November 2020 wissenschaftliche Direktorin am THE NEW INSTITUTE. Dort wie auch im 2019 gegründeten Netzwerk Scientists4Future steht die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft im Mittelpunkt. Mein Buch Unsere Welt Neu Denken (2020) ist deshalb als Sachbuch geschrieben und setzt viele im politischen Diskurs als unversöhnlich dargestellte Handlungsoptionen so in Beziehung, dass mögliche Wege nach vorne sichtbar werden.

    Dieser Fokus auf das Mögliche durchzieht meine gesamte Arbeit. Denn auch wenn eine Transformation zur Nachhaltigkeit in der Tat sehr groß erscheint, so wird sie aus den vielen kleinen Schritten vieler Menschen entstehen - Menschen die nicht mehr fragen, ob das alles realistisch ist, sondern schlicht loslegen, weil es so sinnvoll erscheint.

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