Die Albumin-Carrier-Therapie stellt eine innovative und nebenwirkungsarme Behandlungsmethode dar, die speziell für Tumore, Metastasen und entzündliche Erkrankungen entwickelt wurde. Das zentrale Konzept basiert darauf, Wirkstoffe an das im Blut vorhandene Protein Albumin zu koppeln, um diese gezielt in Tumorzellen einzuschleusen. Dieser Ansatz minimiert Nebenwirkungen und schont gesunde Zellen, da diese die albumingebundenen Wirkstoffe nicht aufnehmen.

Bereits in den 1950er Jahren entdeckten Wissenschaftler in den USA, dass Albumin als natürlicher Transporter für Medikamente in Tumoren fungieren kann. Einen entscheidenden Fortschritt erzielte Ende der 1990er Jahre Dr. Hannsjörg Sinn vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Ihm gelang es erstmals, die medizinische Nutzung des Albumins als Wirkstoffträger erfolgreich umzusetzen. Der Durchbruch wurde mit Methotrexat (MTX) erzielt, das in der Form von MTX-HSA – Methotrexat an humanes Serumalbumin gekoppelt – eingesetzt wird.

Dieses „trojanische Prinzip“ nutzt die Eigenschaft von Tumorzellen, Albumin gezielt aufzunehmen, um den Wirkstoff erst innerhalb der Tumorzellen freizusetzen. Dadurch wird die selektive Anreicherung des Medikaments im Tumorgewebe sichergestellt, während gesunde Zellen verschont bleiben. Die pharmakologische Halbwertszeit von MTX-HSA beträgt beeindruckende 19 Tage, verglichen mit nur wenigen Stunden bei herkömmlichem MTX. Aktuell profitieren bereits mehr als 100 Patienten pro Monat in Deutschland und Österreich von dieser bahnbrechenden Technologie.

Vision
Die Albumin-Carrier-Therapie könnte langfristig zu einem Paradigmenwechsel in der Krebstherapie führen. Ihre Fähigkeit, die Behandlung selektiv, effektiv und mit minimalen Nebenwirkungen zu gestalten, unterstreicht ihr Potenzial, die Lebensqualität von Patienten nachhaltig zu verbessern. Die Initiative strebt an, die Therapie nicht nur weiterzuentwickeln, sondern sie auch einem breiteren Patientenkreis zugänglich zu machen.